Donnerstag, 7. März 2013

Rezension: Wahnsinn von Jack Ketchum






Originaltitel: Stranglehold
Autor: Jack Ketchum
Verlag: Heyne Hardcore
Übersetzer: Ralf Schmitz
Seitenzahl: 352
Preis:  8,95 Euro
Genre: Psychothriller / Horror
ISBN-10: 3453675525
ISBN-13: 978-3453675520

Quelle








Schon als Jugendlicher fällt Arthur Danse unangenehm auf. Er ist ein Brandstifter und Einbrecher, obwohl ihm niemand etwas nachweisen kann. Auf dem College in Boston vergewaltigt er sogar eine Kommilitonin. Später übernimmt er ein Restaurant und lernt dort Liddy McCloud kennen, die bereits mehrere gescheiterte Beziehungen hinter sich hat. Sie heiraten und bekommen einen Sohn, Robert.

Bald schon bemerkt Liddy Arthurs sadistische Ader. Er schlägt sie, verletzt sie und zwingt sie zu Sadomaso-Spielen. Dann beginnt Robert, sich auffällig zu verhalten, und Liddy beschließt, die Polizei zu informieren. Doch damit beginnt der Alptraum erst: Liddy muss nicht nur gegen die Mühlen der Justiz ankämpfen, sondern auch schmerzhaft begreifen, wie wahnsinnig Arthur tatsächlich ist. 


 Ketchum rollt hier mal wieder ein brisantes Thema auf. Ein Thema vor dem man am liebsten davon laufen möchte. Blind und stumm sein. Fern halten. Ein weiteres Beispiel um in die Tiefen einer  dunklen Menschenseele zu blicken. Auf die Taten eines Wahnsinnigen. 

Schon das erste Kapitel zerrt zu einer schockierenden Handlung. Zeigt auf, auf was man sich in den nächsten Seiten gefasst machen muss. 


Angewiesen auf Liebe und Fürsorge. Vertrauen und Geborgenheit durchströmen beim Anblick eines besonderen Menschen. Die Sonne am Himmel. Die Luft zum Atmen. Kein Ort fühlt sich sicherer an als in diesen Armen. Doch die Fassade ist trügerisch. Verkleidet hinter einem verdorbenen, tiefschwarzen Herzen. Die Erkenntnis, ein Schmerz der durch jede Zelle geht und aushöhlt. Mittendrin die Frage, Wieso?


" Die wollen einem weismachen, dass einem nichts passiert, solange man dieses oder jenes tut und einfach ein paar Vorsichtsmaßnahmen beherzigt. Dabei kann einem immer was passieren. Man ist nie sicher. Vor manchen Menschen kann man sich nicht schützen." ( Seite 92 )


Liddy wurde getäuscht. Erkannte erst zu spät, welches Ungeheuer sie zum Mann genommen hat. Erkannte zu spät, wie ihr Leben zu einem Sumpf aus Leid und Grausamkeit wird. Dennoch richtet sie ihren Blick auf die Gerechtigkeit und versucht auszubrechen. Zurück auf sicheren, ebenen Boden. Versucht zu beschützen und tut alles was in ihrer Macht steht. Eine Mutter die man bewundert. So viel Mut, so viel Willenskraft. 


Wieder ist es Ketchums flüssiger Schreibstil, der dafür Sorgt ohne Pause vorran zu kommen. Die Personen bekommen extra Zeilen um das Kennenlernen zu vereinfachen. Im Mittelpunkt steht das Handeln und Denken. Das Rundherum ist Nebensache. Selbst die Gewalttaten werden auf das Minimalste reduziert. Tauchen sie dann aber auf, schlagen sie mit einer Härte zu bei der die Luft weg bleibt. Auf der Seele hinterlassen sie blaue Flecken, mit denen man niedergeschlagen in einer Ecke liegen bleibt. 


Augenblicke beim Heranwachsen von Liddy und Arthur werden angeschnitten. Das Zusammenfinden. Robert ist das Resultat ihrer Zweisamkeit. Ab diesem Zeitpunkt gerät Arthur immer mehr außer Kontrolle. Liddy entreisst sich dieser Gewalt und versucht ihren Sohn vor seinem Vater zu schützen. 


Ein Vater der zu undenkbaren Handlungen fähig ist. Arthur ist herrisch und liebt den Schmerz an Anderen. Doch außenstehenden ist es nicht offensichtlich. Sie glauben seiner Maske. Nur der Polizist Ralph Duggan sieht ihn so wie er ist. Findet jedoch nie die Möglichkeit ihm etwas anzuhängen. 


Bei den Gerichtsverhandlungen bekommt auch der Leser einen Platz zugeteilt. Darf miterleben wie das Rechtssystem versagt. Ungläubig schaut man zu, wie verzweifelt Liddy um ihr Kind kämpft. Sie nimmt alles in Kauf. Sammelt all ihre Kräfte um Robert aus diesem Alptraum heraus zu holen. 


Das Ende ist deprimierend. Unfair. Aber auch aufschlussreich. Eine Spirale die traurig sowie wütend macht.   


" Die Welt war ein finsterer Ort. Wo man sich vor den Folgen seiner Taten verkroch. Alle taten das, immer. Und dann vergaßen sie es. Und das war gefährlich. Denn so wurde man zum Opfer. " ( Seite 57 )




Man sollte sich vielleicht bewusst sein, dass in diesem Buch häusliche Gewalt sowie Kindesmissbrauch behandelt werden. Es ist kein Roman für einen entspannten und gemütlichen Abend. Es wühlt auf, hinterlässt ein Gefühlschaos.
Man leidet zusammen mit Liddy, verabscheut Arthur und bemitleidet Robert. Vor allem zu Liddy entwickelt man eine Bindung. Man versteht sie, fühlt sie. Der Wunsch, dass dieses Drama endlich ein Ende findet, lässt nicht los. Den Blickwinkeln wird gefolgt und keine Sekunde opfert man um sich abzuwenden. Zum Schluss war ich niedergeschlagen und musste mich erstmal sammeln. Wahnsinn. Ja, Wahnsinn was Ketchum da wieder fabriziert hat. Wer die Nerven hat, sollte nicht davor zurück schrecken.





2 Kommentare :

  1. Och Mensch, ich bin mit meinem Ketchum noch nicht weiter und schon hab einen neuen auf meiner Liste. Fieeees :D

    liebste Grüße
    Grier

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    1. Ich finde Wahnsinn kommt dem entgeistert sein, welches ich bei Evil verspürt habe sehr nahe. Zumindest näher als seine bisher gelesenen Bücher :D
      Du hast Evil doch schon durch, oder?

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